Das Donauschwabenlied
Es brennt ein Weh, wie Kindertränen brennen,
Wenn Elternherzen hart und stief gesinnt.
Oh, dass vom Mutterland uns Welten trennen
Und wir dem Vaterland nur Fremde sind.
Noch läuten uns der alten Heimat Glocken,
Die Glocken unsrer Väter treu und schlicht.
Doch frißt der Sturm ihr seeliges Frohlocken
und Blitz auf Blitz zerstört das Friedenslicht.
Von deutscher Erde sind wir abgeglitten
Auf diese Insel weit im Völkermeer.
Doch wo des Schwaben Pflug das Land durchschnitten,
Ward deutsch die Erde und er weicht nicht mehr.
Wer mag den Schwaben fremd im Lande schelten?
Hier saß vor ihm der Türke, der Tatar.
Er will als Herr auf seiner Scholle gelten,
Ist Bürger hier und nicht ein Gast, führwahr.
Er hat geblutet in Prinz Eugens Heeren,
Vertrieb den Feind, der hier im Land gehaust.
Sein eigner König rief ihn einst zu Ehren:
Pflüg mir den Boden, wackre Schwabenfaust!
Aus einer Wüste ward ein blühend Eden,
Aus Sümpfen hob sich eine neue Welt.
Von diesem Land laßt deutsch und treu uns reden,
Verachten den, der’ s nicht in Ehren hält.
O Heimat, deutschen Schweißes stolze Blüte,
Du Zeugin mancher herben Väternot.
Wir segnen dich, auf dass dich Gott behüte,
Wir stehn getreu zu dir in Not und Tod!
Adam Müller-Gutenbrunn